Absage Erdepflerfescht Sandweier
Verfehlungen der Stadt Baden-Baden legen Ehrenamt lahm
Sandweier/Baden-Baden – Die 14. Auflage des alle zwei Jahre stattfindenden Erdepflerfeschts in Sandweier muss kurzfristig abgesagt werden. Grund hierfür ist der fehlende Blitzschutz an der Festplatzüberdachung in Sandweier und das Versäumnis der Stadt genau diesen Mängel früh genug der Ortsverwaltung als für die Vermietung der Festhalle zuständige Stelle anzuzeigen.
Im Jahr 2022 hat die Stadt Baden-Baden unter anderem den Festplatz Sandweier auf Betriebssicherheit überprüft. Dass solche Maßnahmen richtig und wichtig sind, steht hierbei außer Frage. ln einem Gutachten, welches im September 2022 dem Gebäudemanagement der Stadt Baden-Baden übergeben wurde, wurde festgestellt, dass der für die Nutzung als Veranstaltungsstätte erforderliche Blitzschutz fehlt. Damit ist der Aufenthalt von Menschen bis zur Nachrüstung des Blitzschutzes in diesem Gebäude nicht zulässig.
ln Vorbereitung auf das Erdepflerfescht erfolgte Ende Mai 2023 ein Ortstermin zwischen Ortsverwaltung und verschiedenen Fachämtern der Stadt, in welchem vorbereitend auf die kommenden Feste anstehende Arbeiten besprochen wurden. Erst an diesem Termin Ende Mai 2023 und damit neun Monate nachdem das Gutachten beim Gebäudemanagement eingegangen war, wurde der Ortsvorsteher über das Sicherheitsrisiko und die damit verbundene Konsequenz, dass eben keine Veranstaltungen durchgeführt werden dürfen, informiert Trotz intensiver Bemühungen des Ortsvorstehers gemeinsam mit der ISE, welche als Organisatorin des Erdepflerfeschts in Erscheinung tritt, konnte ein Fest dieser Größenordnung innerhalb von vier Wochen nicht mehr umgeplant werden. Eine von der Stadtverwaltung ins Spiel gebrachte Verlagerung an einen anderen Ort wäre aus logistischen Gründen in so kurzer Zeit nicht machbar, eine Durchführung der Veranstaltung mit entsprechenden Evakuierungsplänen konnte aus haftungstechnischen Gründen nicht in Betracht gezogen werden, da nach rechtlicher Prüfung klar war, dass die Alleinverantwortung dann beim Veranstalter liegt, der sich wiederum nicht gegen etwaige Haftungsfälle absichern kann.
Am Erdepflerfescht hätten in diesem Jahr 13 Vereine aus Sandweier teilgenommen und somit nahezu alle Vereine aus dem Ort mit ihren ehrenamtlichen Helfern.
Neben dieser Gemeinschaftsveranstaltung waren noch weitere Veranstaltungen, wie der Hock des Musikvereins oder auch das Sportfest des Fußballvereins im Juli an dieser Veranstaltungsstätte geplant. ,,Man kann hier nicht mehr über bloße Versäumnisse sprechen, sondern über massive und gravierende Verfehlungen des Gebäudemanagements der Stadt Baden-Baden. Es werden Ehrenamtsbeauftragte installiert, Ehrenamtsabende mit Auszeichnung verdienter Ehrenamtlicher und Lange Straßen des Ehrenamts veranstaltet, aber auf der anderen Seite das Ehrenamt eines gesamten Stadtteils auf solch eine Weise mit Füßen getreten – dies gleicht einer Farce“, führt Christian Herrmann, Vorsitzender der ISE und Veranstalter des Erdepflerfeschts, aus.
Wer die etwaigen anfallenden Kosten der bereits vollständig geplanten Veranstaltung zu tragen hat, konnte bis dato nicht geklärt werden. Auch ob der entgangene finanzielle Schaden der Vereine durch die ausbleibenden Einnahmen in irgendeiner Form kompensiert werden wird, blieb zunächst offen. Eine Einladung der Entscheider der Stadt Baden-Baden zu einer Sitzung, die diese Fragen hätte klären können, wurde von jeglichen Verantwortlichen der Stadt aufgrund von Terminüberschneidungen abgelehnt. ,,Nicht nur, dass das Gebäudemanagement wesentliche Fehler bei der Informationsweitergabe begangen hat, sondern dass die Stadt Baden-Baden nun auch noch ein katastrophales Krisenmanagement zeigt und sich vollständig vor der Verantwortung wegduckt, ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Vereine und aller Ehrenamtlichen“, zeigt sich Christian Herrmann enttäuscht.
Eine Möglichkeit wenigstens die anderen geplanten Feste der örtlichen Vereine zu retten, besteht nun darin, durch mehrere Masten, die rund um das Festgelände aufgestellt und miteinander verbunden werden, kurzfristig den notwendigen Blitzschutz herzustellen. Die Bestellung und Installation dieser Anlage soll bis zum Sommerfest des Musikvereins am 14. Juli abgeschlossen sein. Ob also der Hock des Musikvereins am Festplatz durchgeführt werden kann, bleibt zunächst abzuwarten und lediglich zu hoffen.
,,Die Dorfgemeinschaft zeigt, wie sehr sie in dieser Situation zusammenhält. Unsere Vereine und das Ehrenamt sind seit jeher eine gesellschaftliche Stütze, leisten durch die Jugendarbeit Hilfe bei der Erziehung und der Entwicklung von Kindern und jungen Heranwachsenden und wir geben an sehr vielen Stellen eine Heimat für Menschen, die einem gemeinsamen Hobby nachgehen oder einfach gesellige Stunden verbringen wollen. Corona hat bereits auf sehr drastische Weise gezeigt, wie sehr das Leben still steht, wenn all diese Sozialkontakte plötzlich wegfallen. Ich habe den Vereinen versprochen, dass wir alles in unserer Macht stehende tun werden, um der Stadt hier ganz klar ihre Grenzen aufzuzeigen“, gibt sich Herr Herrmann deutlich.
Offizielle Pressemitteilung der ISE